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Zverevs Grand Slam Chancen in 2020

Nach einem schlechten Start in die Tennissaison 2020 beim ATP Cup im australischen Brisbane, hat es Alexander „Sascha“ Zverev nur wenige Tage später seinen Kritikern gezeigt. Ein nahezu fehlerfreies Spiel und eine konstant gute Leistung, katapultierten den 22-jährigen bei den Australian Open 2020 bis ins Halbfinale. Viele waren sich sicher, jetzt kommt der große Durchbruch, jetzt wird der sympathische Deutsche endlich seinen ersten Grand Slam-Sieg holen. Aus dem Traum wurde aber leider nichts, denn sein guter Freund Dominic Thiem, besiegte Zverev kurz vorm Finaleinzug in vier hochklassigen und spannenden Sätzen. 

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Alexander Zverev hat mit dieser starken Leistung in Australien gezeigt, dass er trotz schlechter Vorhersagen und einem schlechten Start, durchaus in der Lage ist ein Grand Slam-Turnier zu gewinnen. Doch wann wird es endlich so weit sein?

Zverevs bisherige Achterbahnfahrt

Nach einem kometenhaften Aufstieg, bei dem Alexander Zverev im November 2017 ein Karrierehoch von Platz 3 erreichte, hat er seither ein gemischtes Schicksal erlitten.
Trotz eines Formtiefs im Jahr 2018 beendete er das Jahr mit dem Gewinn der Nitto-ATP-Finals in London und wurde zum Weltmeister gekürt.

Im Jahr 2019 rutschte Zverev in der ATP-Rangliste auf Platz 7 ab aufgrund von Problemen auf und außerhalb (Unstimmigkeiten mit Trainer und Manager) des Tennisplatzes.
Zverev blieb Ende 2019 auf Platz 7 der ATP-Rangliste. Aktuell scheint alles wieder geregelt und entspannt zu sein für den Youngster. Sascha kann sich im Jahr 2020 nun also voll und ganz auf sein Tennisspiel konzentrieren. Fakt ist, er ist ein sehr starker Spieler und die große deutsche Tennishoffnung, was er bewiesen hatte nachdem er eindrucksvoll bei den ATP Finals in London gegen Tennisgrößen wie Federer und Djokovic gewann. Was könnte ihn also hindern, an einem großen Grand Slam-Durchbruch in 2020?

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Saschas bisherige Grand-Slam Leistungen und die „Big Three“

Zverev hat gezeigt, dass er Potential hat Grand Slams zu gewinnen, als er 2018 und 2019 bis ins Viertelfinale bei den French Open kam und dann bei den diesjährigen Australian Open sein erstes Grand-Slam-Halbfinale erreichte.

Eine konstant gute Leistung hat Sascha bei den Grand Slams allerdings nicht gezeigt. Er verlor 2019 bereits in der ersten Runde in Wimbledon und in der vierten Runde bei den Australian Open und auch bei den US Open im selben Jahr.

Das Problem, mit dem er (und die anderen jungen Spieler) konfrontiert sind, ist, dass sie gegen drei der größten Spieler aller Zeiten antreten müssen. Roger Federer (38 Jahre alt), Rafa Nadal (33) und Novak Djokovic (32) haben zusammen unglaubliche 56 Grand-Slam-Titel gewonnen. Und sie machen trotz ihres Alter auch keine Anstalten zurück zu treten. Die „Big Three“ spielen auf einem höheren Niveau als der Rest der Spieler auf der Tour.

Alexander Zverevs Temperament und seine Schwächen

Saschas wohl größte Schwäche sind Grand Slams. Nachdem er kleinere Tennisturniere und ein Master nach dem anderen mühelos gewinnt, spielt der Deutsche bei Grand Slam-Turnieren nicht konstant gut. Ob es vielleicht an der erhöhter Nervosität liegt und dem Druck endlich ein Grand Slam Turnier gewinnen zu müssen? Man weiß es nicht. 

Die aktuelle Nummer 1 der Welt, Novak Djokovic, sieht bei Grand Slams jedoch ein generelles Problem von jungen Spieler. Ihnen fehle einfach die Spielpraxis und die Erfahrung auf den großen Turnieren die gleiche Leistung zu erbringen wie an kleineren Turnieren. Durch die enormen Zuschauermassen kann es schnell vor kommen, dass man als junger Spieler nervöser wird und Fehler macht.

Zverev München Bmw Open 2019

Und wie wir Sascha, den ehrgeizigen Deutsch-Russen, der in Hamburg geboren ist, kennen, wird er sich selbst auch sehr viel Druck machen. Er weiß, dass er gerade in Deutschland immer wieder mit Boris Becker verglichen wird und in seine Fußstapfen treten soll.

Sein Temperament zeigt Zverev gerne auch auf dem Platz. Er regt sich sehr schnell auf und diskutiert nicht selten minutenlang mit dem Schiedsrichter herum. Manchmal hilft Alex Zverev das Druck abzulassen und er schlägt nach einer hitzigen Diskussion oft mehrere Asse. Ein andermal bringt ihn das unnötige Diskutieren leider völlig aus dem Konzept und in eine negative Stimmung, aus der es auch nicht mehr bis Spielende herausschafft. Fehlende Mentale Stärke ist daher wohl die größte Schwäche des Alexander Zverevs. Und diese Einstellung muss sich ändern, damit Sascha in Zukunft mehr Erfolg hat, insbesondere bei den Grand Slams.

So kam es häufig vor, dass Sascha während eines Matches, der eigentlich überlegene Spieler war, dann aber doch Sätze oder gar das ganze Spiel an seinen Gegner abgeben musste. Es fällt ihm einfach schwer, sich aus einem Tief, Z.B. nach mehreren Doppelfehlern, selbst heraus zu pushen. Und damit sind wir bei seinem wohl größten technischem „Fehler“ angelangt. Ja – ganz genau, sein Aufschlagspiel. Zverev servierte im vergangenen Jahr die meisten Doppelfehler bei den Grand Slams der ATP-Tour, 131 Doppelfehler bei den 10 von ihm gespielten Grand Slams.

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Eine weitere kleine Schwäche ist Saschas geringe Risikobereitschaft. Er spielt lieber auf Nummer sicher und nimmt dadurch Ballverluste in den Kauf. Eine Einstellung, die ihm ebenfalls in der Vergangenheit bereits den Sieg kostete.

Und auch einige Tenniskollegen und Kritiker sind sich sicher, dass Saschas Karriere zwar steil bergauf ging, er seitdem aber konstant an einem Punkt stehe und sich nicht weiterentwickele. Der Grieche Stefanos Tsitsipas oder der Russe Daniil Medvedev, die sich stetig weiter verbessern und gerade bei Grand Slams sehr gute Leistungen zeigen, stehen nun höher im Kurs.

Grand Slam Sieg für Zverev in 2020?

Nichtsdestotrotz ist Sascha immer noch die große deutsche Tennis Hoffnung. Er hat einen unglaublich starken Aufschlag, den er oft mühelos einsetzen kann und ein sehr gutes Grundlinienspiel. Besonders bei Grand Slams zeigt Zverev, zumindest körperlich gesehen, dass er einer der fitesten Spieler auf der gesamten Tour ist und problemlos in den 5. Satz gehen kann. 

Zverev French Open Sandplatz

Ebenso hat Alexander Zverev den großen Vorteil, dass er auf mehreren Belägen sehr gut spielt. Eine Fähigkeit, die ihn zur Nummer 1 der Welt machen könnte. Zuletzt hat Sascha bei den Australian Open bewiesen, dass Hartplätze ihm sehr gut liegen. Und auch in den Vorjahren konnte er insgesamt 11 Titel auf der ATP-Tour gewinnen, darunter 6 Turniere auf Hard-Court und 5 Turniere auf Sand. Wir sehen die Chancen für die kommenden French Open als sehr hoch an. 

Alexander Zverev bisherige Wimbledon-Bilanz ist nicht ganz so prickelnd. Dabei schaffte er damals als 19-jähriger sogar den Rasengott Roger Federer bei dem deutschen Rasenturnier Gerry Weber Open in Halle zu besiegen.

Sascha selbst ist überzeugt, dass er einen Grand Slam Sieg auf Hartplatz in Flushing Meadows einfahren kann.

Wenn Zverev einen guten Tag hat, ist er in der Lage jeden Spieler der Welt zu schlagen, einschließlich Federer, Nadal und Djokovic – obwohl wahrscheinlich nicht alle drei am selben Tag, wir denken, das wäre ein bisschen zu viel verlangt! 😉

Unser Fazit

Wenn Alexander Zverev körperlich und geistig fit ist, gut aufschlägt und lernt, sein Temperament zu beherrschen, ist bei den Grand Slams 2020 alles für ihn möglich

Good Luck, Sascha! 

© Titelbild: Nina Marsiglio
© Fotos: Behind the Baseline, Getty Images

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