Taylor Fritz, Reilly Opelka, Frances Tiafoe und Tommy Paul: Eine Gruppe aufstrebender, amerikanischer Tennisstars, die optisch gesehen vielleicht einer Boyband gleichen würden, sich aber in der Tennisszene in den letzten Monaten und Jahren besonders durch ihre außergewöhnlichen Leistungen, einen Namen gemacht haben.
Die jungen US-Boys, die auch untereinander sehr gut befreundet sind und sich schon von klein auf kennen, haben bewiesen, dass aus Amerika sehr guter Tennis-Nachwuchs zu erwarten ist.
Wer genau die vier Tennisstars aus den Staaten sind und was ihre Stärken ausmachen, erfahrt ihr jetzt.
Taylor Fritz: Step by Step
Der erste im Bunde ist der 22-jährige Taylor Fritz und wohl den meisten Tennisfans bekannt. Nach einer erfolgreichen Juniorenkarriere (er gewann 2015 als Junior die US-Open) wurde Taylor Fritz im selben Jahr Profi und kann seitdem auf eine solide Tenniskarriere zurückblicken. Mehr als eine Top-24 Platzierung war jedoch bisher nicht drin. Seinen ersten Titel auf der ATP-Tour, gewann, der aus Kalifornien stammende Amerikaner, 2019 in Eastbourne auf Rasen.
Taylors Stärken
Seine 1,93 m Körpergröße verschaffen Taylor beim Tennisspiel einen klaren Vorteil. Er hat einen starken Aufschlag und auch eine exzellente Rückhand, die er möglicherweise von seinen Eltern geerbt hat, die beide ihrerzeit Profitennisspieler waren. Taylor hat eine weitere Stärke, die ihn auf der ATP-Tour zu einem gefürchteten Gegner macht: Sein Spiel ist sehr schwer zu lesen und nicht vorhersehbar. So hat Taylor schon so manchen Top-gerankten Spieler aus dem Konzept gebracht und den Sieg abgenommen.
Auch wenn der junge Familienvater sehr viel unterwegs ist und sicher ein turbulentes Tennisleben führt, strahlt er auf dem Platz eine gewisse Ruhe aus und lässt sich auch in Stressmomenten, wie Tiebreaks oder abzuwehrenden Matchbällen, nicht aus dem Konzept bringen. Diese mentale Stärke kommt nur dann ins Straucheln, wenn der US-Amerikaner hektisch und unruhig wird. Dann beginnt Taylor ungenau zu spielen und Fehler zu machen.
Taylors Zukunftsaussichten
Zuletzt hat sich Taylor Fritz in Mexico bei den Abierto Mexicano Telcel ins Finale gekämpft. Gegen den Sandplatzgott Rafael Nadal war Taylor am Ende jedoch chancenlos. Auch wenn Taylor ein sehr solider Spieler ist und konstant gute Leistungen zeigt, muss er noch einen Zahn zulegen, um die Top-20 zu durchbrechen und auch gegen Top-Spieler wie Nadal stand halten zu können.
Wir würden es ihm auf jeden Fall zutrauen und sind sicher, dass wir den Namen Taylor Fritz in Zukunft und besonders im Jahr 2020, noch sehr oft hören werden.
Francis Tiafoe: Baby, I believe in You
Francis Tiafoe hat in den letzten zwei bis drei Jahren sehr gute Leistungen auf der ATP Tour gezeigt. 2017 konnte „Big Foe“, wie ihn Freunde und Fans nennen, zum ersten Mal ein Match in Wimbledon gewinnen, im Februar 2018 holte er dann seinen ersten Titel auf der ATP Tour beim 250er Event in Delray Beach und Anfang 2019 zog Francis Tiafoe bei den Australian Open in Melbourne erstmalig in ein Viertelfinale eines Grand Slams ein. Seit dem ist Francis Tiafoe aus der Top100 nicht mehr wegzudenken.
Francis Tiafoes Background Story
Francis Eltern waren Einwanderer. Sein Vater arbeitete im Bau eines Tenniscenters und wurde dort später als Platzwart angestellt. So kam es, dass Francis und sein Bruder erstmalig mit dem Sport Tennis in Berührung kamen und von klein auf jeden Tag trainierten. Auch wenn Francis nie ein Junior Grand Slam gewann, spielte er eine sehr erfolgreiche Juniorenkarriere, bis er dann 2015 Profi wurde.
Francis Tiafoe: Ein Sportler mit Vorbildcharakter
Der aus Maryland stammenden US-Tennisstar ist ein großes Vorbild für junge, angehende afroamerikanische Tennisspieler. Es gibt nicht viele afroamerikanische Profis, die derzeit in der Top 100 der Tennis-Weltrangliste vertreten sind. Francis sieht seine Aufgabe darin, den Tennissport, den früher vornehmlich Weiße spielten, in der afroamerikanischen Kultur beliebt zu machen. Er wünscht sich, dass sich mehr afroamerikanische Kids für den Tennissport begeistern und Tennisprofis werden.
Tiafoes Spiel und Zukunftsaussichten
Francis hat eine unglaublich schnelle und präzise Fußarbeit und einen sehr athletischen Körper. Außerdem hat er einen hervorragenden ersten Aufschlag. Sein zweiter Aufschlag hingegen ist nicht ganz so stark. Francis spielt eine aggressive beidhändige Rückhand, die er sehr kontrolliert und flach einsetzen kann. Mit seiner Vorhand schafft es Francis, einen enormen Topspin zu erzeugen. Am Netz fühlt sich Francis Tiafoe eher unsicher. Er bestreitet seine Matches lieber von der Grundlinie aus.
Anfang 2019 stand Tiafoe in der Weltrangliste mit Platz 29 sehr gut. Mittlerweile ist er auf die hinteren Plätze, aktuell auf Platz 81, abgerutscht. Als Teenager und in seinen ersten Profijahren auf der ATP-Tour, hat Francis Tiafoe eine sehr schnelle und gute Entwicklung durchgemacht. Ob er diese Entwicklung im Jahr 2020 ausbauen und er sich wieder bis in die Top-20 vorkämpfen kann, bleibt abzuwarten. In der Top100 sehen wir Francis Tiafoe auf jeden Fall weiterhin.
Reilly Opelka: You Got it (The Right Stuff)
Der 3. amerikanische Youngster ist ebenfalls 22 Jahre alt und auch, wenn man ihn vielleicht noch nicht vom Namen her kennt, ist Reilly, optisch gesehen, auf jeden Fall ein Hingucker und eigentlich nicht zu übersehen. Denn Reilly ist mit einer Größe von 2,11 Metern neben Ivo Karlovic der größte Spieler auf der Tour.
Man sollte daher meinen, ihm sei wohl eher eine Basketballkarriere vorherbestimmt, aber Opelka interessierte sich schon früh für den Tennissport. Im Jahr 2015 gewann Reilly den Junioren-Titel in Wimbledon. Insgesamt, gewann er zwei ATP-Titel, darunter das 250er ATP Turnier in New York und kürzlich das ATP-Turnier in Delray Beach nahe Reillys Wohnort.
Reilly Opelka: Der Aufschlaggott
Bei dieser Größe hat Reilly selbstverständlich einen exzellenten und gefürchteten Aufschlag. Für viele ist er daher der „Aufschlaggott“. Nicht selten wird er häufig mit seinem Landsmann John Isner verglichen, der zwar 3 cm kleiner ist, aber ebenfalls mit seinem Aufschlag glänzt.
Reilly hat eine sehr gute physische Fitness und körperlich bedingt auf dem Platz natürlich eine sehr gute Reichweite. Trotz seiner Größe kann sich Reilly, anders als viele groß gewachsene Tennisspieler, sehr schnell und flink bewegen.
Reillys Aussichten
Reilly steht aktuell auf dem 39. Platz in der Weltrangliste. Ende Oktober 2019 hat er es sogar auf Platz 31 geschafft und wäre damit fast in die Top30 aufgestiegen. Er zeigt seit Monaten konstant gute Leistungen und mit seinen bisherigen zwei ATP Titeln führt er die „New Kids on the Block“-Gruppe an.
Untypischerweise spielt Reilly als US-Amerikaner, die vorwiegend auf Hartplätzen trainieren, auch sehr gut auf Sand. Mit seinem Junior-Grand-Slam-Sieg in Wimbledon auf Rasen hat er bewiesen, dass er alle Beläge gut beherrscht. Die Zukunftschancen für Reilly Opelka sehen wir als sehr hoch an. 2020 wird er mit Sicherheit weiter die Weltrangliste hinaufklettern.
Tommy Paul: Hangin‘ tough
Tommy Paul ist 2020 die Sensation auf der ATP-Tour. Nachdem er eine beeindruckende Leistung Anfang des Jahres bei den Australian Open zeigte und Grigor Dimitrov in der 3. Runde völlig überraschend aus dem Turnier schmiss, holte er sich zuletzt einen Sieg beim 500er Turnier Abierto Mexicano Telce gegen den deutschen Tennisstar Alexander Zverev. Damit hatte Tommy das erste Mal in seiner Karriere einen Top10-Spieler besiegt.
Wer ist Tommy Paul?
Tommy Paul ist den meisten wohl noch recht unbekannt. Als Junior war ihm als Nummer 3 der Welt eine große Tenniskarriere vorhergesagt. Er hat 2015 die French Open der Junioren gewonnen, bei denen er im Finale gegen Landsmann und seinen guten Freund Taylor Fritz, stand. Die Zukunftsaussichten für die Profitour waren also sehr zuversichtlich. Die letzten Jahre hatte Tommy aber mit vielen Verletzungen zu kämpfen, weswegen er auf einige Turniere verzichten musste. Während er vorwiegend auf der ITF Future Tour oder Qualies für die ATP-Tour spielte, stiegen Tommys guten Freunde Fritz, Opelka und Tiafoe, nach ihrer Juniorenkarriere immer weiter in der Weltrangliste auf und konnten immer größere Erfolge feiern konnten. Sicher keine einfache Zeit, für den in Florida lebenden, Tennisstar.
Seit 2019 ist Tommy Paul aber körperlich wieder voll und ganz fit und zieht nun langsam mit seinen amerikanischen Kollegen gleich.
Angefangen mit dem Durchbruch in die Top100 Ende 2019 steht Tommy aktuell schon auf Platz 57.
Tommys Stärken und Chancen für 2020
Tommy Pauls Spiel ist sehr aggressiv. Er hat keine Angst, ans Netz zu gehen und Volleys und Schmetterbälle zu spielen. An der Grundlinie zeigt er eine flinke und solide Beinarbeit. Bei den Australian Open hat der amerikanische Tennisstar in dem spannenden 5-Satz-Match gegen Dimitrov bewiesen, dass er nicht nur körperlich fit ist, sondern auch mental sehr stark.
Der einzige Nachteil von Tommy könnte die durch seine Verletzungen bedingte, fehlende Spielpraxis auf der ATP-Tour, sein. Er muss nun erstmal Erfahrungen sammeln und sich daran gewöhnen, an den „großen“ Turniere zu spielen.
Tommy Paul klettert aktuell rasant die Weltrangliste hoch. Wir sind gespannt, auf welcher Platzierung er Ende des Jahres landen wird und sind uns sicher, dass 2020 Tommys Tennisjahr wird.
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